Mit Teamdialog Veränderung standardisieren

Mit Teamdialog Veränderung standardisieren

2. Dezember 2019 Blog Integrale KATA 0
Teamdialog

Dauerhafte und tiefgreifende Veränderung beginnt immer mit einer Veränderung der eigenen Haltung. Das ist – glücklicherweise – aber nur die halbe Wahrheit. Denn wir sind alle mit der Fähigkeit ausgestattet aus Erfahrung zu lernen. Dabei ist es egal, ob es um „ich mag keine Linsen“, „wer braucht schon e-bikes“ oder „mit denen kann man nicht zusammenarbeiten“ geht.

Unter dem Stichwort Plastizität des Gehirns werden unterschiedliche Vorgänge beschrieben, welche uns Lernen ermöglichen. Typischerweise als langsamer Prozess, der sich durch kontinuierliche Wiederholung einschleift (ein Grundansatz der Integralen KATA). Aber eben auch als schlagartige Entwicklung, wenn eine positive Erfahrung zu einer neuen Verbindung von Synapsen führt.

Das was für die Neuronen im Gehirn gilt – what fires together, wires together – gilt auch für die Verbindung zwischen den Mitgliedern eines Teams. Auf beide Effekte setzen wir im Teamdialog.

Wirkungen des Teamdialoges

  • das Team ruft sich regelmäßig seine gemeinsame positive Vision in Erinnerung
  • das Team arbeitet gemeinsam an Veränderung und arbeitet damit am eigenen System, anstatt sich nur darin aufzureiben
  • die Mitglieder nehmen den anderen bewusst wahr, das schafft Vertrauen
  • die Mitglieder entwickeln gemeinsam Experimente, was die Verbindlichkeit erhöht
  • die Mitglieder reflektieren gemeinsam das Ergebnis und trainieren damit ihre Wahrnehmung und damit auch ihr Bewusstsein
Erfahrungen im Teamdialog

Außerdem ermöglicht es der Prozess, sich langsam an die Veränderung der Haltung ranzutasten. Typischerweise entstehen die ersten gezielten Experimente im unteren rechten Quadranten (1), wandern dann über links unten (2) nach rechts oben (3). Die dadurch entstehende Sicherheit im Prozess und Vertrautheit im Team erleichtern anschließend die gezielte Entwicklung von Veränderungsansätzen links oben (4).

Der ergebnisoffene Prozess erlaubt auch die Bestätigung einer eigenen, abweichenden Meinung. Das erleichtert sich auf das Experiment und eine womöglich unerwartete Lernerfahrung einzulassen. Um die Linsen noch einmal aufzugreifen, wenn ich mich dauerhaft weigere Linsen zu essen, dann gibt es eben auch gar keine Möglichkeit eine Erfahrung zu machen. Wenn Sie sich oben bei Linsen wiedergefunden haben, empfehle ich übrigens folgendes Experiment „Beluga Linsen & rote Beete Salat„.

Wie schon im Triadendialog ist die Struktur des Teamdialogs stark standardisiert und wir empfehlen diese Struktur auch einzuhalten. Je nach Teamgröße sollten für den ersten Termin 120 bis 150 Minuten vorgesehen werden. Nach etwas Übung sollte es aber bei Teams bis zu 10 Mitgliedern auch in 60 Minuten machbar sein.

Das zu bearbeitende Thema ergibt sich zum Beispiel in dem vorab eine Skalierung des ursprünglichen Leitbildes vorgenommen wird. Agile Teams können den Teamdialog aber auch hinter Ihr Retrospektive Meeting setzen. Auch eine Erweiterung der Dialogstruktur mit Check-In und Check-Out ist möglich.

Hinweis: Möchten Sie ohne Integrales Leitbild den Teamdialog auprobieren, geht das anhand eines konkreten Themas. Hier gilt es zu Beginn mit einer geeigneten Methode eine positive Vision zu entwickeln, welche das Team erreichen will.

Klare Teamdialog Struktur

Für den Teamdialog braucht es einen Gesprächsleiter. Dieser beginnt und beendet den Teamdialog und achtet auf die Struktur, nimmt aber gleichzeitig als Teilnehmer teil. Alle Teilnehmer sollten die Dialogstruktur kennen. Es empfiehlt sich der Einsatz eines Talking Sticks. Nehmt die Aussagen der Teammitglieder möglichst aufmerksam wahr, verzichtet bei den Ich-orientierten Fragen auf eine Kommentierung.

Struktur des Teamdialogs

Führt zu Beginn eine Skalierung auf Eurem Modell durch und findet dadurch den Aspekt mit dem aktuell höchsten negativen Ergebnis. (15 Minuten)

Step 1:
Gesprächsleiter: „Was ist der aktuelle Zustand dieses Aspektes?
Teamrunde mit Talking Stick:“…individuelle Antwort…“ (1 Minute pro Teilnehmer, weiterreichen erlaubt)
Gesprächsleiter: „Was haben wir durch das letzte Experiment gelernt?
Teamrunde mit Talking Stick:“…individuelle Antwort…“ (1 Minute pro Teilnehmer, weiterreichen erlaubt)
Gesprächsleiter: „Was ist das Ziel, das wir erreichen wollen?
Lest gemeinsam die Vision, welche Ihr ursprünglich dazu entwickelt habt und formuliert ein greifbares Ziel.

Step 2:
Gönnt Euch im Anschluß 1 bis 3 Minute Stille, um eine Antwort auf die folgenden Fragen zu finden. Macht euch in den inneren und äußeren Bereichen auf die Suche.
Gesprächsleiter: „Was habe ich dazu beigetragen, dass die Situation so ist?
Teamrunde mit Talking Stick:“…individuelle Antwort…“ (1 Minute pro Teilnehmer, weiterreichen NICHT erlaubt)
Gesprächsleiter: „Was haben wir dazu beigetragen, dass die Situation so ist?
Teamrunde mit Talking Stick:“…individuelle Antwort…“ (1 Minute pro Teilnehmer, weiterreichen erlaubt)
Gesprächsleiter: „Was haben andere dazu beigetragen, dass die Situation so ist?
Teamrunde mit Talking Stick:“…individuelle Antwort…“ (1 Minute pro Teilnehmer, weiterreichen erlaubt)

Step 3:
Gönnt Euch im Anschluß 1 bis 3 Minute Stille, um eine Antwort auf die nächsten Fragen zu finden.
Gesprächsleiter: „Was mache ich künftig anders, um die Situation anders zu gestalten?
Teamrunde mit Talking Stick:“…individuelle Antwort…“ (1 Minute pro Teilnehmer, weiterreichen NICHT erlaubt)
Gesprächsleiter: „Was machen wir künftig anders, um die Situation anders zu gestalten?
Teamrunde mit Talking Stick:“…individuelle Antwort…“ (1 Minute pro Teilnehmer, weiterreichen erlaubt)
Gesprächsleiter: „Was können wir in dieser Runde nicht lösen? Wen benötigen wir für die Lösung? Und wer kümmert sich darum?
Teamrunde mit Talking Stick:“…individuelle Antwort…“ (1 Minute pro Teilnehmer, weiterreichen erlaubt)

Step 4:
Gesprächsleiter: „Wann wollen wir uns wiedersehen, um die Ergebnisse des Experiments zu bewerten?
Teamrunde mit Talking Stick:“…individuelle Antwort…“ (1 Minute pro Teilnehmer, weiterreichen NICHT erlaubt)
Gesprächsleiter entwickelt aus den Antworten einen zeitlichen Vorschlag: „Dann schlage ich vor, dass wir uns in x Wochen wieder treffen, um die Ergebnisse des Experiments zu bewerten?“
Teamrunde gibt bei Akzeptanz „Daumen hoch“ oder es kommt zu einem Austausch zwischen Gesprächsleiter und den nicht zustimmenden Personen. Daraus wird ein neuer Vorschlag entwickelt.

Bei sehr weit abweichenden Vorschlägen empfehlen wir die Diskussion jetzt nicht ausufern zu lassen und einfach 4 Wochen festzulegen und in diesem Termin die bis dahin gemachten Lernerfahrungen zu teilen. (Eine sehr hohe Spreizung der Vorschläge deutet auf eine Unsicherheit mit dem Experiment hin und kann wieder als Auslöser für den Triadendialog herangezogen werden.)

Das schaut theoretisch viel komplizierter aus, als es praktisch ist. Gerne laden wir Euch ein, es einfach mal selber zu probieren, zu Beginn vielleicht in einem kleineren Team und einem Thema, dass Ihr schon immer mal ändern wolltet. Wir freuen uns auf Eure Erfahrungen und begleiten Euch bei Bedarf natürlich gerne auch ein kleines Stück des Weges.


Inspirationsquellen des Teamdialogs sind die 6 Schritte Methode von Alen Vukovic, die LEAN KATA von Mike Rother und die soziokratische Kreisstruktur der Konsentmoderation, welche sich wiederrum von der Gesprächskultur der Quäker inspirieren ließ. Der Talking Stick stammt ursprünglich aus der indianischen Tradition, interessanterweise auch in Kreisstruktur. Wir bedanken uns bei den Impulsgebern und entschuldigen uns bei allen, die womöglich etwas ähnliches entwickelt haben, was wir hier aufgrund fehlendem Information aber nicht als Quelle zitieren können.

Photo by You X Ventures on Unsplash

 

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