Ist „Homeoffice“ rückschlagresistent?

Ist „Homeoffice“ rückschlagresistent?

18. März 2020 Blog Neuigkeiten 0
Homeoffice

Der Umgang mit der Corona-Krise sagt über Unternehmen mehr aus, als man vermuten könnte. Ignoriert wird die Krise von keinem mehr, die Bandbreite der Reaktionen aus Unternehmen ist aber groß. Das geht von einigeln und weitestgehender Kontaktsperre zu Dritten über den Versuch den Virus über Formblätter aus dem Unternehmen zu halten. Viele ersetzen Face-2-Face Meetings durch Telefonate und Videokonferenzen und es gibt Unternehmen, in denen alle Beschäftigen bereits gemeinsam darüber diskutieren, auf was jeder persönlich verzichten kann, um die Krise persönlich aber auch als Unternehmen erfolgreich zu überstehen.

Homeoffice Wirtschaftsministerium

Homeoffice als Lackmus-Test der Organisation

In sehr vielen Unternehmen werden die Beschäftigten aufgefordert im Homeoffice zu arbeiten, um das Ansteckungsrisiko für sich und andere zu reduzieren. Der äußere Zwang schafft jetzt, was Bedarf und Sinnhaftigkeit oftmals nicht ermöglicht haben. Selbst in Unternehmen, welche die Anfrage nach Homeoffice in den letzten Jahren konsequent abgelehnt haben, passiert es, wenn die Sorge um das wirtschaftliche Fortbestehen des Unternehmens davon abhängt. Es klingt absurd, aber COVID-19 hat gerade in Bezug auf Homeoffice einen unternehmerischen Wandel erzwungen, den viele Jahre New Work Bewegung nicht ermöglicht haben.

Doch der Schein trügt, es ist Zwang, welcher den Wandel treibt, nicht Überzeugung. Und es ist zu befürchten, dass am Ende der Krise keine Reflexion der Erfahrung stattfindet und die Maßnahmen wie an einem Gummiband wieder in der Schublade verschwinden. Die guten Erfahrungen sind nicht automatisch rückschlagresistent. Wenn das passiert, haben Unternehmen nichts gelernt, sie haben nur unter der Krise gelitten und werden geschwächt in die nächste Krise gehen, wenn Sie es denn überleben. Aber muss das so sein? Gibt es Wege, gerade jetzt wo „ausreichend Zeit“ mal kein Problem darstellt, am Unternehmen zu arbeiten, es zu entwickeln und resilienter gegen Krisen zu machen?

Was macht Unternehmen resilient gegen Krisen

Um diese Frage zu beantworten, hilft es die aktuell sichtbaren Maßnahmen im integralen Modell zu verorten. Und tatsächlich, unterschiedliche Maßnahmen lassen sich einzelnen Ebenen zuordnen. (Mehr zu den Farbebenen finden Sie in unserer Grundlagen des Integralen Modells.)

Integrales KompetenzmodellPurpur: Unternehmen schotten sich so weit wie möglich nach außen ab.
Blau: Formblätter und standardisierte Prozesse bzgl. Erkrankungen werden eingeführt.
Orange: Unternehmen entwickeln innovative Lösungsansätze und integrieren aktiv die Erfahrungen für die nächste Krise.
Grün: Gemeinsam, in Teams oder von der ganzen Belegschaft wird nach Lösungen gesucht, die Krise zu meistern…
Gelb: …und dabei auch individuelle Einschnitte aktiv angeboten.

Eine Sonderrolle nimmt die rote Ebene ein. Den unabhängig ob einschneidende Maßnahmen von Inhabern und Geschäftsführern auch gegen Risiken und Bedenken durchgesetzt werden, oder sich Führungskräfte explizit gegen die gebotenen Maßnahmen aussprechen, immer wirken dabei die Kompetenzen der rote Ebene.

Homeoffice Verbot

Eine Bewertung der Reaktionen zeigt, dass jede Entwicklungsebene durchaus hilfreiche Maßnahmen entwickelt, welche aber in Kombination noch wirksamer werden. Es wird gleichzeitig deutlich, dass orange nur bedingt sowie grün und gelb in vielen Unternehmen nicht wirklich ausgeprägt sind.

Homeoffice ist aus orange und grün gemacht

Gerade die Ebenen orange und grün sind für eine erfolgreichen und dauerhaften Einsatz von Homeoffice aber zwingend notwendig. Innerhalb dieser Ebenen finden sich zwei wichtige Kompetenzen des Integralen Profils. In orange bilden Organisationen die Kompetenz der kontinuierlichen Verbesserung heraus, in grün gemeinsam kooperativ und vertrauensvoll zu agieren.

Technischer Exkurs: Die orangenen Kompetenzen tauchen unter anderem bei der technischen Gestaltung der Homeoffice-Umgebung auf. Dabei ist der naheliegende Ansatz Laptop mit VPN und Mobiltelefon tatsächlich aber nur in den Fällen sinnvoll, in welchen die Beschäftigten regelmäßig unterwegs sind.

Geht es nur um einen Wechsel zwischen Büro und Homeoffice sind Virtuelle Desktop Infrastrukturen (VDI) kombiniert mit einer IP -Telefonanlage deutlich leistungsfähiger. Diese Infrastruktur verzichtet auf betriebliche mobile Endgeräte und setzen auf per Browser zu erreichende virtuelle Clients. Alle Funktionen, inklusive Telefonie stehen damit im Homeoffice ebenso zur Verfügung, wie im Office, können aber zusätzlich anhand Endgerät und Nutzenstandort eingeschränkt werden. Das führt zu niedrigeren Kosten und deutlich einfachere Administration. Auf diesem Weg lassen sich auch rechenintensive Arbeitsplätze aus Konstruktion und R&D mobil machen.
Homeoffice Infrastruktur
In Unternehmen, welche die orangene Kompetenzen bereits vor der Krise ausgeprägt haben, stehen solche Infrastrukturen allein aus Kosten- und Effizienzgründen zur Verfügung, auch ohne dass Homeoffice thematisiert wird. Und nur mit ausreichend Vorlauf lassen sich in diesen Umgebungen Verfügbarkeit, Integrität und Vertraulichkeit sicherstellen.

Aber diese Kompetenzen entstehen nicht aus dem Nichts, sie bauen auf Werten auf. Das oben beschriebene Gummiband, das am Ende der Krise die Homeoffice Regelungen womöglich wieder verschwinden lässt, ist fehlendes Vertrauen. Vertrauen ist einer der Basiswerte der grünen Ebene. Und fehlendes Vertrauen, ist der einzige Grund sich gegen Homeoffice auszusprechen.

Homeoffice Basel

Der Ökonom Michael Beckmann stellt im Interview mit VPOD.CH dazu fest: „Hinter diesem Misstrauen steht ein Menschenbild, das davon ausgeht, dass der Arbeitnehmer gänzlich andere Interessen hat als der Arbeitgeber. Dass Beschäftigte nur arbeiten, wenn man sie dauernd dazu anhält – indem man ihnen die Mohrrübe in Form von Geldscheinen vor die Nase hält. Oder indem man ihnen mit negativen Konsequenzen droht.“

Es gibt nämlich keine Studie, die nachweist, dass Homeoffice negative Auswirkungen hat. Individuelle Ausnahmen kann es natürlich geben. Aber eine Führungskraft, die in Dialog mit Ihrem Team steht, erkennt einerseits auch ohne dauernde Kontrolle, ob die notwendigen Aufgaben erledigt werden. Andererseits ist dies in einer vertrauensvollen Umgebung und unter einem positiven Menschenbild überhaupt nicht mehr notwendig.

Der Integrale Weg zu mehr Vertrauen

So einfach diese Aussage ist, so komplex stellt sich das in der Realität dar. Vertrauen lässt sich nämlich nicht verordnen. Es gibt auch keine Best-Practice Lösung die schnell implementiert werden kann. Die Bearbeitung von Werten und Unternehmenskultur erfordert zwingend ein individuelles Vorgehen, welches den Entwicklungsstand von Führungskräften und Beschäftigten berücksichtigt.

Mit dem Integralen Kompetenzmodell unterstützen wir bei der initialen Verortung und der Strategieentwicklung für die Organisation. Der Wandel zur werteorientierten Führung bringt anschließend gezielt Bewegung in Haltung und Verhalten der handelnden Personen und trägt damit zur Änderung der Unternehmenskultur bei.

Gewinnen Sie neue Handlungsfreiheit für Ihr Unternehmens, indem Sie veraltete Gummibänder abschneiden, welche die Weiterentwicklung Ihrer Organisation behindern.

Krisen stärken Resilienz

Es gibt Unternehmen, in welchen Vertrauen in die Beschäftigten und in die Führungskräfte ein gelebter Wert ist. Diese Unternehmen werden bei allen Schmerzen, welche die Krise bringt, gestärkt daraus hervorgehen. Sie sind resilienter geworden, weil sie neue Lösungen in unbekannten Situationen entwickelt haben. Das zeigt sich womöglich bereits jetzt darin, dass

  • sie bereits begonnen haben sich über Ihre Lieferketten Gedanken zu machen, um beim nächsten mal mögliche Ausfälle zu reduzieren.
  • die IT Abteilung bereits Alternativen entwickeln, wie beim nächsten mal 100% der Wissensarbeiter*innen aus dem Homeoffice arbeiten können, inklusive Telefon, virtuellen Meetings und Kollaboration mit Lieferanten und Kunden.
  • die Arbeitsplanung überlegt, wie sich Schichtplanung und Produktionsarbeitsplätze so gestalten lassen, dass Menschenansammlungen reduziert und räumlich entkoppelt werden können.
  • das Controlling erkennt, wie Flächen besser genutzt und Kosten gesenkt werden können, wenn Homeoffice zum Regelfall wird.
  • die Personalabteilung erkennt welche Qualifikationsmaßnahmen für die Beschäftigten notwendig sind, damit die richtigen Kompetenzen für den effektiven Homeoffice-Einsatz ausgeprägt werden.

Diese Unternehmen verfügen über die richtigen Kompetenzen, um mit Veränderung umzugehen. Diese Unternehmen verfügen über die Kompetenz Angst durch innovativen Antworten auf Krisen zu ersetzen. Und sie besitzen das Bewusstsein, dass Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das wichtigste Gut sind, welches es unter allen Umständen zu schützen gilt.


Möchten Sie die Krisenzeit nutzen, um eine Veränderung in Richtung „Vertrauen“ auch in Ihrem Unternehmen zu beginnen, dann rufen Sie uns an. Gerne entwickeln wir gemeinsam mit Ihnen einen Konzept, wie sich dieser Wandel in Zeiten von Homeoffice und Kontaktvermeidung auch in Ihrem Unternehmen realisieren lässt.



Photo by Agnieszka Boeske on Unsplash

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